Als Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) wird die Stigmatisierung, Ausgrenzung und Abwertung von Menschen auf Grund zugeschriebener bzw. selbstgewählter Zugehörigkeiten zu einer sozialen Gruppe bezeichnet. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kann sich beispielsweise in Form von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Ableismus, Antisemitismus, Sexismus, Homo* und Transphobie, Islamfeindlichkeit, Klassismus etc. äußern.¹ Das an der Universität Bielefeld angesiedelte Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) fokussiert das Phänomen in einem eigenen Forschungscluster und führt seit 2002 Querschnittsuntersuchungen zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Deutschland durch.² GMF beruht auf einer „Ideologie der Ungleichwertigkeit“³ die nach Überzeugung der Forscher:innen des IKG „kein Phänomen ist, das allein am extremen Rand des politischen Spektrums angesiedelt ist, sondern ein breites, weithin geteiltes Meinungsmuster in der deutschen Bevölkerung widerspiegelt.“⁴Wie kann sich Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Lehrveranstaltungen äußern?

GMF wird oft mit gewalttätigem oder offen aggressivem Verhalten assoziiert, kann sich aber selbstverständlich auch subtiler äußern. Unseren Studierendenbefragungen, in denen Studierende Angaben zu Diskriminierungserfahrungen im Lehr- und Lernkontext der JGU machen können, entnehmen wir, dass Studierende auch im universitären Kontext Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit erleben. In Lehrveranstaltungen kann sich das u.a. in Form von:

  • abwertenden, abfälligen, pauschalisierenden oder diskriminierenden Äußerungen gegenüber ihnen, Kommiliton:innen oder generell gesellschaftlichen Gruppen;
  • in Form von Ausgrenzungen von Kommiliton:innen bei Gruppenarbeiten;
  • in Form von stigmatisierenden und stereotypisierenden Aussagen in Referaten oder Hausarbeiten;
  • in der Verbreitung von Stammtischparolen;
  • in Form einer Beanspruchung von Etabliertenvorrechten;
  • in Form einer Instrumentalisierung von z.B. Gleichstellungsanliegen;
  • in Form von Hate Speech in sozialen Medien;
  • in Form von vordergründig als Spaß kaschierten aber provokanten Wortbeiträgen;
  • in Form des Forcierens von Themenfeldern und Diskussionen, die als Plattform für entsprechende Redebeiträge genutzt werden;
  • in Form von neonazistischen Symbolen oder Kleidung;
  • in Form von Othering (Herstellung von Differenz und Distanz von gesellschaftlichen Gruppen)
  • in Form von Beleidigungen, Drohungen und in Form von aggressivem oder gewalttätigem Verhalten äußern.

Jeder Fall ist individuell und so sollte je nach Schweregrad und Ausprägung auch unterschiedlich agiert werden. Wichtig für Sie als Lehrperson ist es zunächst einmal, dass Sie sich einen Überblick über die unterschiedlichen Ausprägungen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verschaffen. Präventiv können Sie in Ihren Lehrveranstaltungen aktiv Position für ein von Respekt geprägtes Miteinander beziehen. Es bietet sich an, auf die 2008 vom Senat verabschiedete Resolution (Link) zu Toleranz auf dem Universitätsgelände, die Diversitätsaktivitäten der JGU oder die verschiedenen Positionen der HRK zu verweisen. Hilfreich kann es auch sein, den Umgang mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im Kollegium zu thematisieren und sich nach Erfahrungswerten und Handlungsansätzen Ihrer Kolleg:innen zu erkundigen. Problematische Aussagen oder Vorfälle in Ihren Lehrveranstaltungen zu ignorieren oder zu verharmlosen ist nicht der richtige Weg. Situationsabhängig gilt es zu entscheiden, ob Sie entsprechendes Verhalten unmittelbar oder zeitversetzt – in einem individuellen Gespräch – thematisieren; abwertende Aussagen hinterfragen; in einen kritischen Diskurs über problematische Beiträge treten; Thesen argumentativ widerlegen; sich mit angegriffenen Personen solidarisieren oder Sanktionen erforderlich sind. Nicht immer finden sich die passenden Worte – auch Sprach- bzw. Fassungslosigkeit auf Grund grenzüberschreitender Aussagen oder Verhaltensweisen kann formuliert werden. Informationen und Hilfreiche Handlungsempfehlungen über und zum Umgang mit destruktiven Gesprächsstrategien und polemischen Argumentationsmustern bieten diese Veröffentlichungen:

Gerne bietet Ihnen das Team der Stabsstelle Gleichstellung und Diversität individuelle Beratung und Unterstützung an. In Fällen von aggressivem und gewalttätigem Verhalten wenden Sie sich bitte an das Referat Sicherheit, Transport und Verkehr der Abteilung Zentrale Dienste (Tel. 06131 / 39 – 22345).