Unter dem „Hamburger Sie“ ist die Anrede von Personen mit Vornamen und „Sie“ zu verstehen. Diese Praxis kann zum einen die asymmetrische Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden abfangen und somit eine Willkommenskultur stärken. Zum anderen birgt die Anrede mit Vornamen und „Sie“, die Chance, auf eine Geschlechtszuordnung zu verzichten: ohne die Anrede mit Frau oder Herr wird die in der wissenschaftlichen Praxis unwichtige Geschlechtszugehörigkeit und -zuweisung nicht bei jeder Anrede aktualisiert und in Erinnerung gerufen. Des Weiteren können unangenehme Situationen verhindert werden, die durch falsches Aussprechen von Nachnamen entstehen. So kann z.B. die Inklusion von Studierenden mit Migrationshintergrund oder internationalen Studierenden befördert werden, da diese nicht immer wieder auf ihren „nicht-deutschen“ Nachnamen und damit die dadurch transportierte „Andersartigkeit“ hingewiesen werden. Wichtig ist dabei, die Verwendung dieser Ansprache auf beiden Seiten einzuhalten, um die asymmetrische Beziehung nicht zu verstärken.